Je mehr Experten an einem Unternehmen beteiligt sind, desto unübersichtlicher wird es.
Der Bedarf an Raum verändert sich, die Gewichtungen variieren. Wo Räume weitreichender werden, werden Wege zueinander weiter, gegebenenfalls umständlicher, Abläufe unterbrochen, Übergänge schwieriger. Oder es wird so eng, dass man zu dicht, zu nah aneinander steht.
Chaos der Informationen
Simultan steigt der Bedarf an Klarheit und Übersichtlichkeit, wo die innere Einheit fehlt.
Wer, wie, wo, was, wieso, weshalb, warum…Es gibt augenblicklich rundherum nur mehr Fragen und keine zweckdienlichen Antworten.
Was führte zu weit? Wo würde dann zu viel diskutiert? Wann wäre es, wem dann zu theoretisch? Wer braucht wo, wie noch Erfahrungen, um andocken zu können, an der gemeinsamen Sache? Erfahrungen machen ja, aber über was müssen wir miteinander ausführlich reden? Wo ist das Einüben von Selbstführung auch erstmal wichtig? Wo sind auch hier Grenzen erforderlich? Nach welchen Kriterien werden Entscheidungen für Interventionen und Abläufe getroffen?
In einem solchen kraftvollen Miteinander, in dem sich jeder erst einmal selbst orientiert, gilt es Ruhe zu bewahren und einfach Herz über Kopf durch die Turbulenzen zu navigieren.
Gedankenkarussell
Ich reflektiere mich zu viel. sagt die eine Mitarbeiterin von sich selbst. Und tatsächlich, das ist ein guter Spiegel für mich. Vor einem solchen Hintergrund scheint weniger Denken mehr zu sein.
Im Nachgang mancher Meetings, wenn viele Menschen miteinander einen Strudel unterschiedlichster Gedanken zu einem Thema produziert haben, ist das mitunter auch für mich sehr bewegend.
Das Gedankenkarussell akzeptieren – dem Knäuel entfliehen – das Weite suchen.
Vor dem Einschlafen steige ich bewusst aus, lasse es noch eine Weile mit seinen leeren Kettensitzen kreisen, auf jedem Platz ein Gedanke –
Der Lärm geht, die Stille bleibt
Dabei atme ich besonnen, das Karussell hebt ab und dreht ruhiger und immer ruhiger seine Runden in der Luft. Wenn die Fahrt zu Ende ist, bin ich prima ausgeschlafen und mit etwas Glück, liegt eine schöne Idee auf meinem Kopfkissen.
Ich bestelle mir Humor für den Tag, adäquaten Abstand zu mir selbst und was ich sonst in momentaner Lage für erforderlich halte – Geduld, zum Beispiel. Die kann ich fast immer gebrauchen. Auf dem Weg hindurch durch das aktuelle Chaos, ist Geduld sogar mehr wert als Tatkraft. Manchmal kann ich selbst gar nichts aktiv tun. Und es kann mitunter dauern, bis sich neue Erkenntnisse einfinden und sich für mich erkennbar neue Strukturen formieren, in denen Handeln erst wieder Sinn macht.
Übergangsphasen miteinander aushalten
Also, bis sich damit dann der ersehnte Halt wieder bietet, Langmut üben. Erforderliche Regenerationszeiten sind für alle prima Gelegenheiten, um organische Prozesse der Selbstregulation zu erkennen. Denn die sind die wunderbarste Ressource unseres Lebens. Kopflastig, wie wir konditioniert sind, nutzen wir nur einen winzigen Teil unserer Möglichkeiten.
Nutzen wir also Zeiten des Zurücklehnens, des Genießens, des Nichtstuns, als Zeiten des Gewinnens tieferer Einsichten in das Ganze. Absichtslos und entschieden, mich von den persönlichen Erwartungen zu befreien, lasse ich jetzt dann gewähren, was Raum fordert. Ich akzeptiere jetzt für mich die Grenzen der Machbarkeit. Die Krise ist in der Physik der Wendepunkt. Alle Energien werden frei. Meine Güte, wie schön kann das sein…
Was passiert, passiert
Ich lasse ab, ich lebe mit Leichtigkeit, ich lasse mich treiben, ich genieße das lebendige Fließen.
Hört man oft, den Stoßseufzer, hier geht es zu, wie im Kindergarten! Wenn es unübersichtlich wird, neigen wir alle dazu, uns nach dem Motto: *Jugend forscht* zu benehmen. In unserem Verhalten zeigen sich persönliche Unsicherheiten als symbolische Handlungen. Und so manch einer hat in seinem Notfallköfferchen noch nicht so viel Verhaltensalternativen, die dann auch sozial kompatibel sind. Oder vielleicht hat er sie auch unterwegs aus seinem Köfferchen verloren.
Die Frage, die zum Auge des Hurrikans führt, ist: Wozu?
Es gibt die unterschiedlichsten Beweggründe ein Unternehmen zu führen. Wie wird für ein Unternehmen die Frage nach dem Wozu beantwortet?
Alles beginnt mit dieser oder jener Grundhaltung, also mit den Wertvorstellungen. Dieser Werthaltung folgend, werden Meilensteine visualisiert und Ziele definiert, die für die Entwicklung des Unternehmens richtungsweisend sind.
Willst du Gewinn machen, oder willst du gewinnen?
Gesundheit, Erfolg und Umsatz ganzheitlich zu denken, nachhaltig in eine Organisation zu implementieren, erfordert an vielen Schnittstellen, dass neue Standpunkte aufgesucht und neue Perspektiven gewonnen werden.
Die Kraft der Krise gilt es als Wendepunkt zu nutzen, für einen gemeinsamen Aufstieg, in eine neue Liga des Miteinanders. Krisen stellen einen Strukturwandel bereit und bieten Gelegenheiten erfahrungsorientierten Lernens. Vor dem Hintergrund dieses Erlebens werden neue Einsichten und Ansichten gewonnen.
Gelegenheit, wozu?
Die Gelegenheit, um über die Kultur des Umgangs miteinander gemeinsam zu reflektieren.
Und die Gelegenheit, um in Frage zu stellen, wohin es denn führen würde, wenn in allen Phasen des Prozesses, die Bedürfnisse des ganzen lebendigen Miteinanders geachtet würden?
Willkommen in der Demokratie.
In diesen Zeiten wird deutlich, wie komplex das Miteinander ist. Wenn man genau hinschaut, zeigt sich erst, welche anspruchsvolle Aufgabe und Verantwortung es ist, die Entfaltung von zwischenpersönlichem Potential mit der erforderlichen Rücksichtnahme auf zeitliche Entwicklungsabläufe und physikalische Grenzen zu gestatten.
Zusammen leben oder gemeinsam leben? wozu sind wir fähig? Potentialentfaltung ist doch prima, oder?
Maja Göpel stellt das Leben in Ihrem Buch „Das neue Denken“ so vor; als eine Einstellung, die weg von der Förderbandmentalität führt, hin zu einem Verständnis von einem Kreislauf.
Was zwischen den Zeilen zu finden ist
Mit den Naturkatastrophen unserer Zeit erkennen wir allmählich: Das Ganze ist nicht nur mehr als die Summe seiner Teile, sondern:
Das Ganze ist etwas Anderes, als die Summe seiner Teile.
Ich persönlich erkenne das immer mal wieder daran, dass ich tiefe Zufriedenheit und so was wie Liebe fühle, wenn ich mich in Beziehung zu einem Menschen und dessen Äußerungen verstehen kann.
Es gibt etwas zwischen den Zeilen. Es findet sich etwas in unseren Begegnungen, wenn da Raum für die Schwingungen miteinander ist. Wenn im Arbeitsablauf unseres Alltags Zeit bleibt, für die Qualität des Miteinandermachens, für unsere Kreatürlichkeit…und wir uns eben nicht gegenseitig mit unseren Ängsten programmatisch zur Leistung treiben.
Zum Frieden aufgestellt
Und so geht mir das Herz auf, etwa beim Lesen von Maja Göpels Buch. Da ist Raum für mich, zwischen ihren Zeilen. Sie wirft keine Bomben in mein Bewusstsein. Sie ist beziehungsinteressiert und folgt klar und selbstbestimmt einem zärtlichen Tempo, das auf Augenhöhe bleiben will und gibt sich klar in Ihrem Standpunkt zu erkennen. Sie läuft nicht mit schwammigen Aussagen davon. Ihr persönliches *Wozu* deklariert sie ganz eindeutig. Damit ist sie für mich authentisch in ihrer Aussage.
Klare Ansage
Das ist die Transparenz, nach der ich mich sehne. Und viele andere mit mir. Das Benennen des eigenen Standpunktes schafft die Klarheit, die erforderlich ist, für eben das, was sie proklamiert: ein neues Denken. Hoffentlich ist das auch ansteckend.
Hier schwingt beim Lesen mein zutiefst menschliches Bedürfnis nach einem lebenswerten Leben mit, das mich findet und welches ich unbedingt teilen möchte.
Da ist ein Wesen, das mit sich selbst in gutem Kontakt ist und genau das teilt sich mir mit. Wer möchte da nicht Halleluja rufen? Es gibt so viel Gelaber rund um das Wir. Und im Unterschied dazu, gibt es inzwischen ein wachsendes Lebensinteresse und Worte mit Tiefgang, die das Wir für mich echt und erlebbar machen.
Rahmenbedingungen für Fairness
Wir brauchen immer einen geeigneten Rahmen dafür. Einen Rahmen für faires Miteinander.
Ich danke Maja Göpel von Herzen. Ich finde, sie ist wirklich eine sehr wichtige Vorreiterin für dieses Wir, das ich mir für uns auf unserem Planeten wünsche.
Jetzt blicken wir alle blöde aus unserer eigenen Wäsche, aber wir blicken in die gleiche Richtung. Wohin der Physiker Fridjof Capra, der Weisheitslehrer Eckhart Tolle, der Yogi Sadhguru und manch andere Leuchten uns schon seit Dekaden den Weg weisen, um uns miteinander wert- und lösungsorientiert aufzustellen, wird uns jetzt mit der Erfahrung der Pandemie begreiflich.
Jeder kann es auf seine Weise tun. Um von der Idee in die Tat zu kommen, braucht es allerdings einen guten, für alle funktionierenden Rahmen, der einen Blick, sowohl auf das Einzelne, das Individuelle, als auch auf das ganze Geschehen ermöglicht. Und , wie eingangs schon gesagt, das ist die Hauptaufgabe, das Pro-blem derzeit: Chaos der Informationen aushalten – Ruhe bewahren….
Vertrauen in die Lebensgemeinschaft stiften
Alles, was dann gut wahrgenommen wurde, lässt sich durch Selbstüberwindung mit Vertrauen in die Gemeinschaft kommunizieren, wo über eine klare Beziehungs- und Rahmenvereinbarung wiederum Resonanz erfahren wird, Selbstverantwortung zur tragenden Fähigkeit wird und Nachhaltigkeit zum Nährboden für ein weiteres gesundes Erleben einer lernenden Organisation.
Go ahead. Heart ahead.
Wir sehen uns, Manu Dillenburg-Lux