So, wie neulich in einem Kindergarten, beim Bringen der Kinder, zwischen Gruppenraum und Flur, verknäuelt mit der Gesamtsituation, inmitten der Aufgabenverantwortung für die Kindergruppe, der Verantwortung für die Sachlage, der Vielfalt der Bedürfnisse der einzelnen Kinder, dem eigenen Bedürfnis, dies für alle Beteiligten hier und jetzt günstig zu kommunizieren, taucht mit den besonders besonderen Bedürfnissen eines Vaters und seinem Kind, die Idee auf, hier für den Vater Grenzen deutlich zu machen.
Auf die Schnelle
Zwischenpersönlich taucht das Thema abgrenzen immer mal wieder auf. Beim Wunsch, etwas, das man als ein Eigenes empfindet, abzugrenzen, geht es immer auch um die bestimmte Qualität, eine Bewertung der Situation und das dringende Bedürfnis, Räume, beziehungsweise Zeiträume zu gewinnen.
Kompliziert ist was anderes als komplex.
Wussten wir doch schon immer, dass zwischenpersönliche Wahrnehmung komplex ist. Irrungen und Wirrungen lösen bei uns allen unangenehme Gefühle aus.
Eben erst konnte weltweit erlebt werden, wie destruktiv oder auch konstruktiv, von Fall zu Fall dann mit unangenehmen Gefühlen umgegangen wird. Wir ecken an, alle.
Es geht also bei der Frage, nach dem Abgrenzen, um den Wunsch, das eigene Köfferchen an Verhaltensweisen, mit mehr Möglichkeiten und neuen Optionen zu füllen, die sich zwischenpersönlich günstiger auswirken.
Nein und Ja. Autonomie und Gemeinschaft.
Wir brauchen beides. Solange wir noch in unserer Kraft sind, beide Bedürfnisse miteinander zu realisieren, können wir uns fragen: Wie mache ich für meinen Spiegelpartner jetzt transparent, was im laufenden Betrieb wichtig erscheint? Denn ich sehe mich, etwa, wie im Beispiel, einer Aufgabenverantwortung, verpflichtet, Struktur zu erhalten. Und doch möchte ich dem Gegenüber auch eine Antwort geben, die er braucht.
Beweggrund zu dieser Frage ist die Wahrnehmung einer Störung der eigenen Konzentration, die in dieser Phase der Begegnung miteinander erlebt wird. Das ist erst einmal etwas Subjektives – ein individuelles Konzept. Und doch hat es auch immer einen objektiven Aspekt. Zeit und Raum sind ja nicht unbegrenzt verfügbar. Sie werden miteinander geteilt.
Allgemeinere Gedanken zum Nein:
Es ist immer eine zusätzliche Aufgabe, seinen Arbeitsrahmen zu kennen und immer schwierig, im laufenden Betrieb, das persönliche Anliegen eines anderen Menschen, dem dieser Rahmen an manchem Punkt nicht vertraut ist, zu erfassen und mit ihm eine Übereinkunft, über ein, aus subjektiver Sicht, günstigeres Setting, für den gewünschten guten Kontakt und guten Austausch miteinander, zu schaffen.
Blinde Flecken – objektive Grenzen der Wahrnehmung – Verständigung braucht Zeit
Ein adäquater Raum zur Verständigung, auf Augenhöhe, ist zur Klärung hilfreich. Wo befindet sich der Andere gerade jetzt? Unterschiede und Gemeinsamkeiten werden zuvor nicht wahrgenommen: …Ausgangspunkt, Tempo, das Befasst-Sein, mit einer Aufgabe …lagen im oben genannten Fall, offenbar außerhalb dessen, was für den Vater erkennbar war.
Was jetzt Phase ist: für Dich, für mich, für uns.
Der Wunsch, sich abzugrenzen, taucht auch in anderen Feldern unseres Lebens ab und zu auf. Warum eigentlich? Was ist da los? Wieso hat man manchmal den Eindruck, man müsse sich expliziter vom anderen abgrenzen? Wie werden im zwischenpersönlichen Kontakt Nähe und Distanz wahrgenommen? Da und dort überschreitet jemand unerwartet eine gefühlte Grenze und touchiert unser Empfinden für angemessenen Abstand. Offenbar kann er uns den Satz nicht von den Augen ablesen:
Störe meine Kreise nicht
In uns muss ein unerkannter Wunsch sein, den anderen zu verstehen, sonst würde er uns nicht erreichen, nicht triggern, nicht stören, mit seiner Ansprache.
Im obigen Fall ist das natürlich auch so, denn jede Erzieherin braucht den guten Kontakt mit den Eltern als Kunden, um ihre Arbeit, den Dienst am Kind erfüllen zu können. Nun spürt sie in der Hol- und Bringsituation eben die physikalische Grenze, jetzt und hier adäquat beide Aufgaben gut zu erfüllen.
Regeln, Inhalte, Ziele und Beziehungen
Die Hauptverantwortung in der Situation, im Betrieb, ist es zu der Zeit eben, die Kinder individuell in das soziale Miteinander einzuladen und dabei sowohl jedes einzelne Kind, als auch die Gruppendynamik im Blick zu halten.
Aus diesem Raster von Beziehungen, Regeln, Zielen und Inhalten, fällt das intensive Eingehen auf die Special Effects, mit der manche Eltern ihre durchaus berechtigten Bedürfnisse zum Ausdruck bringen, dann gegebenenfalls schon mal raus, weil es mehr Energie, Zeit und Raum erfordert, als vorhanden sind.
Und unbewusst ist, dass man das wohl gerne verstehen würde – grundsätzlich interessiert – aber man realisiert, dass man da jetzt akut an die Kapazitätsgrenzen kommt.
Warum
nimmt der Andere das jetzt nicht wahr? Das ist die therapeutische Frage, die aus dem eigenen Unterbewusstsein auftaucht. Ganz klar bewusst ist, dass diese Frage, hier ins Gewusel, welches man zu sortieren, zu verantworten hat, nicht hingehört. Ist ja kein Therapiesetting, sondern Hol- und Bringzeit im Berufsalltag der Kita. Und da geht es um die Absprache mit den Eltern als Kunden, was da gut funktioniert, an Inhalten und Verhalten und Beziehungen, in den sozialen Rollen, die verabredet sind. Und was weniger gut, oder nicht funktioniert, ist offenbar nicht klar genug besprochen, zumindest mal für diesen Vater nicht.
In der Spannung, die zwischen dem Wunsch besteht, den anderen zu verstehen und der Autonomie, mit der man sich zur Aufgabenverantwortung verpflichtet hat, entsteht ein Konflikt – die Synapsen winken zum Abschied vom Dienst:
Unerhört, Unerkannt, Unverstanden, Unverschämt
Manchmal aber, gelingt es doch ganz gut, einander auf respektvollen Wegen zu begegnen. Oft gelingt es einfach, einander im Miteinander die Beweglichkeit eines jeden zu lassen, einander nicht zu sehr einzuengen, nicht zu ängstigen, nicht zu bedrängen, nicht nicht wahrzunehmen und nicht zu übergehen, oder nicht zu übermannen, nicht zu überreden.
Kommunikation – in Liebe entzweit
ist wirklich gut, wenn es gelingt in der Kraft zu bleiben, also frühzeitig, solange man noch in der Kraft füreinander ist, auch mal nein zu sagen und damit ein Niemandsland zwischenpersönlich zu wahren, auf dem man einander friedlich und freundlich begegnen und ein jeder gut wahrnehmen kann, wie das Miteinander jetzt gut funktionieren kann.
Jeder hat sein Tempo und seine persönliche Weise, für sich die Informationen zu ordnen. Zeit und Raum friedvoll miteinander zu teilen, ist damit wirklich nachhaltig.
Wir sehen uns, Manu Dillenburg -Lux